China
Wir hatten im Oktober 2014 die Möglichkeit, für zwei Wochen die Hauptstadt Peking und das nähere Umland kennenzulernen. Und wir hatten das Glück, dies als Privatreise durchführen zu können. Ein Umstand, den wahrscheinlich nicht viele Chinareisende in Anspruch nehmen können. Wir waren daher keinen terminlichen Zwängen einer Reisegruppe unterworfen und unsere Unterkunft befand sich in einer Privatwohnung, die als Ausgangspunkt vieler Unternehmungen vor Ort bestens geeignet war.
Per Nonstopflug von Düsseldorf nach Peking kamen wir in der „Golden Week“ dort an. Die Einreise verlief erstaunlich unbürokratisch. Nachdem einige wenige chinesische Mitreisende die Passkontrolle bewältigt hatten, wurden alle sonstigen Reisenden auf die freigewordenen Passkontrollstellen verteilt und zügig ins Land gelassen.
Zum Zeitpunkt unserer Ankunft herrschte bereits Smog, der die Sicht deutlich trübte. Der AQI lag im gelben Bereich, was schon atemtechnisch herausfordernd ist. Nach europäischem Standard läge der Wert bereits im roten Bereich. Und das sollte sich bis zum Ende der ersten Woche noch drastisch steigern.
Unser Wohnbezirk lag direkt am 3. Ring im Botschaftviertel am Liangmao Fluss. Da man in China nur mit einem chinesischen Führerschein Auto fahren darf, haben wir uns als Erstes Fahrräder gemietet. Angesichts der überfüllten Straßen Pekings war das eine gute Entscheidung, denn dadurch waren wir flexibel genug, die direkte Umgebung mehr oder weniger stressfrei zu erkunden. Und die meisten Radwege in ausreichender Breite sind noch vorhanden. „Nine Million Bicycles in Beijing“ ist allerdings nur noch ein Liedtitel, denn eigentlich fährt jeder, der es sich halbwegs leisten kann, mit dem eigenen Auto. Und damit steht er im immerwährenden 24-Stunden-Stau auf Pekings Straßen. Jeder Quadratzentimeter Asphalt wird genutzt und in jede Lücke passt noch ein Fahrzeug. Spurmarkierungen sind maximal ein Angebot; wer diese nutzt, kommt nicht voran. Die Alternativen zum Fahrradfahren sind zu Fuß gehen, Taxi, U-Bahn oder Bus fahren. Zu Fuß gehen ist nicht wirklich eine Alternative, da Fußgänger beim Straßenqueren ignoriert werden. Taxi-Fahren ist preiswert, wenn man dem Fahrer klarmachen konnte, wo man hin möchte. U-Bahn-Fahren ist zumindest in der Rush Hour eine Herausforderung und Bus fahren ist ein echtes Erlebnis. Letzteres sollte man auf jeden Fall einmal gemacht haben. Neben dem Fahrer gibt es immer einen Schaffner im mittleren Teil des Busses, der lautstark und gestenreich die Fahrgäste dirigiert. Als europäischer Gast genießt man dabei einen unschätzbaren Vorteil. So wurden wir „genötigt“, einen Sitzplatz einzunehmen, den der Schaffner extra für uns freigebrüllt hat. Wehren ist zwecklos.
Innerhalb Pekings haben wir die Verbotene Stadt besichtigt, den Konfuzius-Tempel und den Lama-Tempel, waren am Himmelspalast, am Sommerpalast, in den Hutongs, auf dem Kohlehügel, am Glockenturm, am Trommelturm, auf dem Platz des Himmlischen Friedens und dem Mao-Mausoleum. Mit dem Fahrrad fuhren wir zu Solana, dem District 798 und einige Abende zu Restaurants in mehr oder weniger unmittelbarer Nähe.
Außerhalb Pekings haben wir einen kleinen Teil der Chinesischen Mauer erkundet (ab Mutianyu), besuchten ein Kloster und eine verlassene Stadt irgendwo im Nordwesten.
Aber egal, wo wir waren, man konnte sich frei bewegen und hatte nie das Gefühl, eingeschränkt zu sein. Überwachung durch Kameras bekommt man allerdings auch nicht mit.